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German Copywriting & Transcreation

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Paolas Hülsenfrüchte

In Love with Fremdsprachen

Es gibt krasse Menschen, die sowohl sprachlich als auch naturwissenschaftlich talentiert sind. Ich gehöre nicht zu ihnen. Mein Abi verdanke ich ausschließlich der Gnade meiner letzten Mathelehrerin.

Nicht nur insofern schlägt mein Herz seit der ersten Lateinstunde für Fremdsprachen. Irgendwie fand ich als Zehnjährige die Vorstellung cool, dass Marcus et Cornelia vor zweitausend Jahren in hortum ambulabant. Das kleine Mädchen, das ich damals war, begriff intuitiv, dass Sprache der Schlüssel zu zeitüberdauernden Geschichten, Bildern, Kulturen und phantastischen, von fremden Menschen ausgedachten Welten sein kann.

Mit Latein und später Altgriechisch vertraute man mir zwei Geheimsprachen an. Sie öffneten mir ein Tor, durch das ich in die Lebenswirklichkeit von Teenagern im antiken Rom bzw. Athen eintreten konnte. Grinsend las ich Cäsars Schilderungen in De bello Gallico; da berichtet er zum Beispiel (mit dem vollen Ernst eines Geschichtsschreibers) von ziegenartigen Elchen im Herkynischen Wald, welche keine Kniegelenke besäßen. Zum Schlafen legten die sich nicht hin – logisch, würden ja nie wieder hochkommen. Stattdessen lehnten sie sich an Büsche oder Bäume. Um sie zu verspeisen, sägten die Germanen ihre Schlafbäume an. Der Elch fiele dann mitsamt dem Baumstamm um. Tadaaa, happy germanisches Festmahl – what a story, Herr Imperator.

Geschriebene Sprachen versus gesprochene Sprachen

Simple, auf Papier gekritzelte Zeichen ermöglichen uns, Kontakt mit bereits in den Ewigen Jagdgründen weilenden Menschenwesen aufzunehmen? Das war und ist für mich bis heute magisch.

Da Latein und Altgriechisch aber zu meiner Schulzeit hauptsächlich als schriftliche und (außerhalb des Vatikans) eben nicht als mündliche Sprachen unterrichtet wurden, kam ich erst spät in den Genuss von gesprochenen Fremdsprachen.

In der siebten Klasse bekam ich Englisch dazu – und damit die Erkenntnis, dass uns Fremdsprachenkenntnisse sogar ermöglichen, Kontakt zu noch lebenden Menschenwesen aufzunehmen.

Zum Beispiel zu meinen pubertierenden Mitschüler:innen: Meine bislang auf Schriftlichkeit konditionierte Lateinklasse staunte nicht schlecht, dass man eine Fremdsprache nicht nur zum Schreiben, sondern auch zum Zweck der zwischenmenschlichen Kommunikation einsetzen kann. Ab sofort flirteten wir auf Englisch und versuchten, während des Unterrichts die Liedtexte der KuschelRock auf dem Walkman zu enträtseln.

Fremdsprachen-Phonetik, Elvis Presley und Neologismen

Wir verformten unsere Gesichtsmuskeln auf neuartige Weise zur Englisch-Phonetik. Und unsere bis dato nur in deutschsprachigen Hirnregionen erzeugten Teenagergespräche weiteten wir auf brachgelegene Frontallappenbereiche aus. Weil ich in den Sebastian verknallt war – und weil der Elvis-Presley-Fan war – sang ich jetzt Elvis-Presley-Songs. Leider ohne die Vokabeln zu kennen. Da musste ein Workaround her. Ich schmiedete die Originallyrics in beeindruckend authentisch klingende Neologismen um. Bis heute trällere ich „In the Ghetto“ in meiner eigenen Phantasieversion. Weil ich’s kann.

Dass ich in den – noch nicht so wirklich globalisierten – Neunzigerjahren über die dürre Schuldidaktik hinaus weiteren Zugang zu Englisch finden und damit meine Liebe zu Fremdsprachen intensivieren konnte, verdanke ich meinen Eltern sowie einer Freundin meiner Mama. Sie lag meinen Eltern jahrelang in den Ohren, mich bei passender Gelegenheit mal‘n Jahr ins Ausland gehen zu lassen. Diese Gelegenheit bot sich schließlich mit einer Englischlehrerin, die sich für den Schüleraustausch mit den USA starkmachte.

Wie ich mein Schulenglisch in Kalifornien autentifizierte

Mega! Als Siebzehnjährige packte ich also meinen Koffer und verschwand für ein Jahr nach Kalifornien. Mein Senior Year absolvierte ich an einer winzigen Highschool kurz vor dem Yosemite Nationalpark. Und in diesem Jahr dämmerte mir, was für ein unglaublich mächtiges Tool eine Fremdsprache sein kann. Hier lernte ich Englisch nicht – wie in der Schule – linear aus der vergilbten Grammatikfibel. Sondern ich lernte Englisch wie siebzehnjährige Muttersprachler:

  • x in Schulaufsätzen, im Biounterricht, in Civics und in der Computer-Klasse
  • x in E-Mails an Freunde, Versandhäuser und an die Schuldirektorin
  • x auf Notizzetteln an meine Gastschwestern
  • x beim Quatschen mit meiner Gastschwester, die mir geduldig unbekannte Vokabeln erklärte
  • x in Gesprächen und Telefonaten mit Freundinnen und Freunden
  • x in Gesprächen mit Lehrerinnen und Lehrern
  • x am Frühstückstisch und in der Religionsgemeinde meiner Gasteltern
  • x im Kino, an der Supermarktkasse und im Fastfood-Restaurant
  • x im Bus nach unserem leider verlorenen Volleyball-Turnier gegen die Mariposa High
  • x beim Streiten mit meinen Gasteltern, weil ich irgendwann nicht mehr in ihre Kirche mitgehen wollte und zeitgleich auch noch beim Rauchen erwischt worden war

Im Slang meiner Cali-Freunde kamen natürlich keine Konjunktive vor. Futur II? Uhm, not really. Futur I? Belassen wir der Einfachheit halber beim Präsens. Nach jedem dritten Wort ein „like“ zu setzen war heilige Pflicht und ist mir bis heute beim Englischsprechen geblieben.

Lesen, lesen, lesen

Im wahrsten Sinne des Wortes mindblowing war der Spanischunterricht auf Englisch. 🤯 Zum Runterkommen las ich mich durch die beiden Bücherregale im Schulsekretariat.

Nach diesem Intensivtrainingslager für Englisch kam ich zurück nach Deutschland und trat randvoll mit Zuversicht die Kollegstufe an. Über mein Erstaunen, dass ich trotz full immersion keine 15 Punkte bekam erzähle ich euch vielleicht mal in einem anderen Blog.

Sprachenlernen on fire

Trotz Englischnoten war meine Leidenschaft fürs Sprachenlernen voll entfacht. Einmal im Schwung meldete ich mich gleich noch zum mittwöchlichen Wahlkurs Italienisch an. Sagen einem doch alle, dass Französisch, Spanisch, Rätoromanisch, Portugiesisch, Rumänisch und eben Italienisch ein Klack seien, wenn man mal sieben Jahre Latein hatte.

Nächste Stationen meines Berufslebens im Zeitraffer

  • x Abistress
  • x Freiwilliges Soziales Jahr
  • x Germanistikstudium
  • x Bauchtanzschule
  • x Selbständigkeit als Texterin

Uuuund – plötzlich waren wieder 20 Jahre vorbei. 20 Jahre, in denen ich Tag für Tag Italienisch hätte lernen wollen. Und zwar so, wie ich Englisch in Kalifornien gelernt hatte: Fully immersed in einen Fremdsprachkontext. Aber ich kam nicht dazu. Hatte einfach null Zeit.

Im Jahr 2008 hatte ich zum ersten Mal von Bucket Lists gehört. Auf meiner stehen seit damals zahlreiche Dinge, die ich euch nicht verrate, weil ich sie alle (noch!) nicht erreicht habe. Was ich aber erreicht habe: Einen hammer Job finden. Und was ich fast erreicht habe: Ein Jahr in Italien leben.

Auf der Bucket List: Italienisch in Italien lernen

Im Jahr 2015 packte ich erneut meinen Koffer (also um ehrlich zu sein waren’s diesmal zwei; Yogamatte, Blackroll, Ballettschläppchen, Laufschuhe, Sport- und Tanzklamotten, uff). Und machte mich für drei Monate auf nach Florenz. Von Paola mietete ich ein WG-Zimmer in der Altstadt. Sie brachte mir bei, wie man Hülsenfrüchte all’italiana zubereitet, wie man Wäsche aus ihrer 16 Jahre alten, klemmenden Waschmaschine rausbekommt ehe sie zu müffeln beginnt und wie Italienerinnen im Alltag Italienisch sprechen. Ohne Konjunktiv. Ohne Futur II. Auch auf Italienisch bleibt das Futur I der Einfachheit halber oft ein Präsens. Und als jugendliche Füllwörter hinter jedem dritten Wort eignen sich „tipo“ oder „cioè“.

Sprachschule und texten

An den Nachmittagen dieses brühheißen Sommers textete ich an Paolas Küchentisch für meine Kundinnen und Kunden in Deutschland. An den Vormittagen jedoch büffelte ich 13 Wochen lang jeden Vormittag Italienisch in einer Sprachschule. Erstaunlicherweise reichten meine Italienischkenntnisse aus dem Wahlkurs vor zwanzig Jahren noch für ein B1-Level aus.

Von meinen sieben Jahren Latein ist indes nichts, also genau: NICHTS mehr übrig. Die Weisheit, dass Italienischlernen mit Latein leichtfällt, hat sich in meinem Fall jedoch bestätigt. Nach den drei Monaten kam ich mit einem ordentlichen Italienisch zurück. Das weiß ich, weil ich seither Eros Ramazotti verstehe.

Im Sommer Italienisch lernen

2016 schrieb ich mich für weitere drei Monate an der Università per Stranieri in Perugia ein. 2017 lernte ich in Rom bei meiner verehrten Professoressa Nuccia de Filippo weiter und ließ mir von ihr den italienischen Konjunktiv in jeder Sprachnuance näherbringen.

Mein Italienisch erfrischt sich aus dem Zusammenleben mit echten Menschen und von handschriftlichen Zettelchen auf dem Küchentisch. Dank der Digitalisierung lerne ich von E-Mails, Messages, Audios und WhatsApp-Gruppen, von Instagram, Facebook, YouTube und der RAI-Mediathek, von DeepL und von ChatGPT. Und vom Bücherhören oder -lesen.

Transcreation aus dem Italienischen ins Deutsche

Mit dem rundum guten Gefühl, ein Italienisch zu sprechen, für das ich keine 15 Punkte im Abi bekommen hätte, bot ich ab 2018 ich meine Transcreationservices ins Deutsche an. Zwei Sommermonate des Jahres 2018 verbrachte ich bei der Übersetzungsagentur STAR7 im norditalienischen Alessandria. Alice und Silvia hatten mich im Frühjahr angefragt: Sie brauchten Unterstützung von deutschsprachigen Kreativtextern, die den Bedarf ihrer norditalienischen Premiumkunden nach authentischen, also nicht Wort für Wort übersetzt klingenden deutschen Texten beantworten könnten.

Ein Jahr später begann ich für meinen Kunden Vecchio Amaro del Capo zu texten. Und für die Kreativagentur Lampi in Parma; internationaler Kunde. Projektsprache Englisch. Kreative Originalsprache Italienisch. Mein Job? Adaption der italienischsprachigen Lampi-Kreationen ins Deutsche. Klingt wild? Tranquilli. Es macht mir solchen Spaß, drei Sprachen jonglieren zu dürfen.

Fremdsprachen lebendig halten

Im September, also drei Jahre Corona und zwei ineinandergeschachtelte Wirtschaftskrisen später, werde ich mich endlich wieder auf Tour durch Norditalien begeben. 2023 möchte ich endlich den zweiten Punkt auf meiner Bucket List von 2008 abhaken: Am 25. September werde ich über acht Jahre verteilt insgesamt ein Jahr allein in Italien gelebt haben. Familien- und Romantikurlaube nicht mitgezählt.

Wie ich mich auf meinen September in Italien vorbereite? Ich singe jeden Tag ein Lied von Paolo Conte, von Adriano Celentano oder von Eros Ramazzotti mit.

Ich bin in der Doppelmission unterwegs, a) der schönen Kunst der Sprachjonglage ein Denkmal zu bauen und b) wertvolle Einblicke ins maximal durchtrivialsierte Leben einer Texterin zu eröffnen. Verpassen Sie keinen Bloqqartikel mehr und liken Sie Fräulein Bloqqa auf Facebook. Etwas weniger schillernd – aber immerhin auch social – geht’s auf LinkedIn und XING zu.

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